Du schnarchst!

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Etwa 30 Millionen Deutsche verwandeln Nacht für Nacht ihr Schlafzimmer in ein Sägewerk. Wieso machen wir das und wie stellen wir die himmlische Ruhe wieder her? 

Jeder zweite Mann tut es. Immerhin auch jede vierte Frau. Aber nicht jeder schnarcht gleich. Große Unterschiede gibt es in der Lautstärke. Leises »Schnorcheln« von etwa 20 Dezibel entspricht etwa dem Ticken einer Wanduhr. Manche sägen allerdings so ohrenbetäubend wie ein Staubsauger. In Extremfällen wurden schon 70 Dezibel gemessen. 

Nerviges Nachtkonzert

Schnarchen, medizinisch Ronchopathie genannt, entsteht im Mund-Rachen-Raum. Im Schlaf, wenn wir entspannt sind, erschlafft hier die Muskulatur und kann dabei die Luftwege verengen. So entsteht das grunzende Geräusch. Erst recht, wenn eine anatomische Besonderheit vorliegt: Ist das frei schwingende Zäpfchen verdickt und vergrößert – wie es bei Schnarchern oft der Fall ist –, erzeugt es zusammen mit dem Zungengrund einen Schall. Dazu flattert das ausladende Gaumensegel ungehemmt mit jedem Atemzug. Das nervige Nachtkonzert ist am ehesten in Rückenlage des Schläfers zu hören. Oder bei einem schnöden Schnupfen. Verstopfte Nasen schnarchen nun mal. Benebelte Geister auch. Alkohol am Abend lockert die Muskeln besonders. Ein weiterer Verstärker ist Übergewicht. »Doppelkinn-Träger« sind häufig von einer Form des Schnarchens betroffen, mit der nicht zu spaßen ist. 

Alarmierende Atempausen

Die Rede ist von der obstruktiven Schlafapnoe. Durch den Verschluss der oberen Atemwege (Obstruktion) kommt es zu nächtlichen Atemaussetzern, die bis zu zwei Minuten dauern können. Dabei ist nicht einfach ein gleichmäßiges, beruhigendes »Schnurren« zu hören. Stattdessen herrscht immer wieder unheimliche Stille im Bett, die nach kurzer Zeit mit einem lauten, explosionsartigen Röcheln abrupt endet. Für den Bettpartner klingen solche Atemanstrengungen bedrohlich – wie ein panisches Nach-Luft-Schnappen. Auch wenn ein Erstickungstod durch Schnarchen ausgeschlossen ist – weil wir instinktiv aufwachen –, haben die vielen kurzen Atempausen im Schlaf gefährliche Nachwirkungen.

Schnarchen ist Stress 

Schlafapnotiker kommen in der Regel morgens schwer in die Gänge und schleppen sich müde durch den Tag. Darunter leidet das Konzentrations- und Reaktionsvermögen, aber auch die Psyche. Gereizte bis antriebsarme Stimmung kann mit der Zeit in eine Depression übergehen. Für den Körper sind diese unruhigen Nächte belastend, sodass er verstärkt Stresshormone ausschüttet. Dadurch erhöht sich der Blutdruck, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes steigt. Inzwischen ist wissenschaftlich erwiesen, dass zwischen Demenz und unbehandelter Schlafapnoe ein Zusammenhang besteht. Eine Nacht im Schlaflabor gibt Aufschluss über die Ursachen des Schnarchens. 

Schnorchel-Stopp

Eine einfache Methode, um Schnarchen zu vermeiden, ist die Veränderung der Schlafposition. Schlanke Seitenschläfer, die obendrein auf hochprozentigen Schlummertrunk verzichten, ruhen meist am leisesten. Wenn das nicht reicht, gibt es in Ihrer Apotheke sogenannte Anti-Schnarchöle und Rachensprays, um die Schleimhäute zu befeuchten. Auch Gaumenstreifen, Nasenstrips und -klammern sind einen Versuch wert. Ebenso wie Schnarchbandagen oder Kinnbänder, die die Nasenatmung fördern sollen, oder Anti-Schnarch-Kissen, um die Rückenlage zu verhindern. Wer Atemaussetzer hat, gehört auf jeden Fall in medizinische Behandlung. 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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