Erektionsstörungen sind (auch) Kopfsache

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Schwächelt die Potenz, sorgt das schnell für Verunsicherung – bei ihm wie bei ihr. Umso wichtiger ist, darüber zu sprechen: Offenheit stärkt die Partnerschaft und bildet die Basis für eine optimale Behandlung.

Oft verschwiegen, aber sehr verbreitet: In Deutschland leidet jeder Dritte über 60-Jährige unter Potenzproblemen. Zwischen 40 und 50 sind es schon zehn Prozent. Wer ein paar Mal die Erfahrung gemacht hat, im entscheidenden Augenblick »durchzuhängen«, geht aus Angst vor neuerlichen Pannen knisternden Situationen oft aus dem Weg – wortlos. Ahnen Partnerin oder Partner nichts von der Sorge um die Erektion, beziehen sie die Enthaltsamkeit häufig auf sich; eine Belastungsprobe für die Beziehung. Dabei lässt sich die erektile Dysfunktion, wie Mediziner die mangelnde Versteifungsfähigkeit des Penis nennen, meist gut behandeln. Deshalb sollte nach dem vertrauensvollen Gespräch mit der Liebsten rasch eine offene Unterhaltung mit dem Hausarzt erfolgen. Zumal Potenzschwierigkeiten auch das Symptom einer Erkrankung sein können, wie etwa Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Bluthochdruck – diese sollten ausgeschlossen beziehungsweise behandelt werden.

Ursachenforschung

Es gibt jedoch auch viele andere Gründe für das Ausbleiben der Erektion. Während dies in jüngeren Jahren häufig psychisch bedingt ist, spielen im ­Alter der sinkende Testosteronspiegel und die Einnahme bestimmter Medikamente wie Blutdrucksenker und Antidepressiva vermehrt eine Rolle. Auch der Lebensstil ist entscheidend: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen und Alkohol schaden den Blutgefäßen und behindern die Durchblutung im Schwellkörper. Um herauszufinden, was der Versteifung im Weg steht, ­wird zunächst der Testosteronspiegel im Blut gemessen. Ob eine Nervenschädigung vorliegt, verrät ein Test mit elektrischen Impulsen. Auch die Funktionsfähigkeit des Schwellkörpers kann gecheckt werden: Hierzu wird eine Substanz injiziert, die die Erektion auslösen soll. Ein Aufenthalt im Schlaflabor kann darauf hinweisen, ob sich psychische Ursachen hinter der Standschwäche verbergen: Dazu werden spontane Erektionen während des Schlummers aufgezeichnet. Finden diese regulär statt, steckt häufig der Kopf hinter den Hängern.

Therapie-Optionen

Das Gute: Für fast jedes Potenzproblem gibt es eine Lösung. Liegt ein Testosteronmangel vor, können Medikamente das Defizit ausgleichen. Auch sogenannte PDE-5-Hemmer, die für eine Erweiterung der Blutgefäße sorgen und zur festeren und anhaltenderen Erektion verhelfen, sind für viele eine gute Unterstützung. Ebenso Injektionen in den Penis und manuelle Methoden wie Vakuumpumpen. Bei psychischen Ursachen sind Stressreduktion und gegebenenfalls eine Psychotherapie empfehlenswert. Oft hilft es, ein vom Arzt verschriebenes Potenzpräparat »in petto« und das Problem ausgesprochen zu haben: Das nimmt viel Druck, sodass sich manche Schwäche in Luft auflöst.

Standhaft sporteln

Unverzichtbar insbesondere bei einer durch den Lebensstil hervorgerufenen erektilen Dysfunktion ist körperliche Aktivität: Kraft und Ausdauersport erhöhen die Testosteron-Ausschüttung. Spezielles Intervall-Gefäßtraining kann die erektionsfördernden Zellen im Penis aufbauen.

Sinnvoll schlemmen

Auch eine ausgewogene Ernährung mit wenig Zucker und Fleisch wirkt förderlich. Wichtig: Übergewicht, vor allem hormonaktives Bauchfett, reduzieren. Dafür reichlich Anthocyane zuführen; der rot-blaue Pflanzenfarbstoff fördert die Durchblutung und steckt etwa in dunklen Beeren, Trauben und Rotkohl. Die Aminosäure Arginin, unter anderem in Kürbis- und Pinienkernen, Hülsenfrüchten und Garnelen enthalten, verbessert den Blutfluss und wirkt gefäßerweiternd. Dies hat nicht nur positive Effekte auf unser Herz – Studien zufolge kann Arginin bei leichten und mittleren Erektionsstörungen ebenfalls hilfreich sein.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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