Erholung in der Natur – Wasser versus Wald, was macht glücklicher?

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Dass eine natürliche Umgebung unserer seelischen und körperlichen Gesundheit guttut, ist durch viele Studien belegt – und wir können es selbst erleben. Doch nicht jedes Ziel entspannt uns gleichermaßen.

Zu welcher Gruppe gehören Sie: Team Waldbaden oder eher Team Seeluft? Lieben Sie es, zu rauschenden Baumkronen aufzublicken und durch eine bunte Blumenwiese zu laufen? Oder lassen Sie bevorzugt den Blick übers Meer schweifen, genießen Schiffstouren und Planschereien im erfrischenden Nass?

Sobald wir uns jenseits von Betonbauten, Verkehrslärm und Co. befinden, sinken unsere Herzfrequenz und der Blutdruck, auch der Pegel an Stresshormonen nimmt stetig ab. Unsere Kreativität wächst in natürlicher Umgebung, die Schlafqualität steigt, und wir können besser mit Ängsten und Depressionen umgehen. Kein Wunder, dass Stadtplaner und Umweltmediziner zu Recht auf die Einbindung größerer Grünflächen in den Ballungsräumen pochen.

Alles im (und am) Fluss

Wie eine britische Langzeit-Untersuchung ergab, sollten wir aber auch unbedingt auf mehr »Blau« setzen. Denn die Auswertung der Daten von 20.000 Menschen zeigte, dass Wasser im Vergleich zum Wald in puncto Erholungsfaktor eindeutig die Nase vorn hat. Hierzu stellte eine Forschungsgruppe den Nutzern über eine Smartphone-App zu zufälligen Zeitpunkten Fragen. Neben solchen zum Wetter, ob sie gerade alleine oder in Begleitung waren und der jeweiligen Aktivität wurden auch Parameter wie die Umgebung und der emotionale Zustand abgefragt. Die Angaben mussten sofort an Ort und Stelle gemacht werden.

Nicht nur, dass mehr als eine Million Antworten ergaben, dass sich die Probanden in der Natur am glücklichsten fühlten; sie belegten auch, dass das Wohlbefinden in Wassernähe besonders groß war – das Glücksempfinden lag hier noch deutlich über dem im Grünen.

Sanfte Sinnesspiele

Für das eindeutige Ergebnis gibt es mehrere Erklärungsansätze. Einer hat mit unserer Aufmerksamkeit zu tun. In urbaner Umgebung müssen wir uns häufig aktiv auf das, was uns anspricht, konzentrieren und parallel weitere Ablenkungen ausblenden – das ist anstrengend, da unsere Gedanken unsere Handlungen überwiegend steuern. In der Natur haben wir hingegen eine mentale Verschnaufpause: Hier lenken die vielfältigen Sinneseindrücke unsere Aufmerksamkeit. Herrlich erholsam! Am Wasser, vor allem an der Küste, so die Forscher, sei dieses Phänomen noch stärker als nahe Feld, Wald und Wiese, da sich dort das uns bietende Bild ständig verändert: Ebbe und Flut wechseln sich ab; das Licht, die Geräusche und Gerüche variieren. Wissenschaftler bezeichnen dies als »sanfte Faszination« – ein Modus, der uns inne­halten und neue Energie schöpfen lässt.

Zudem, so die Experten, motiviert uns Wasser zu anderen Dingen als Grün: Schwimmen, Sandburgenbauen oder beim Stand-up-Paddling das Gleichgewicht zu halten, stimuliert unsere Sinne auf ungewohnte Art. Dafür muss es nicht das Meer sein: Auch ein Ausflug zum See, ein Spaziergang am Fluss und selbst ein Tag im Schwimmbad helfen, vom Alltag abzuschalten.

Wie Wasser optimal wirkt

Den größten Entspannungseffekt erzielen wir den Forschern zufolge, wenn wir mindestens zwei Stunden pro Woche am Wasser verbringen. Zudem sollten wir eine Verbindung mit unserer Umgebung herstellen. Also nicht nur passiv »da sein«, sondern Muscheln oder Steine am Ufer sammeln, den Enten zuschauen, Tretboot fahren, den Sand durch die Finger rieseln lassen, durch den Bach waten … na, Lust aufs Nass bekommen? Dann nichts wie hin – und den Stress loslassen.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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