Flower-Power für die Seele

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Der Herbst ist da und mit ihm oft das Stimmungstief. Eine Sinfonie aus Heilpflanzen bringt die Sonne in die Seele zurück und dreht unsere Laune von Moll zu Dur.

Graue Wolken, Nieselregen. Jetzt wird der Himmel immer trüber. Unser Gemüt auch? Wissenschaftler*innen sind sich einig: Es ist der Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit, der vielen Menschen die Laune verhagelt. Müde, lustlos – so fühlt sich ab Oktober laut Statistik jeder vierte Deutsche. Dadurch, dass die Tage bei uns von nun an immer kürzer und dunkler werden, verändert sich nämlich etwas in unserem Hormonhaushalt. Melatonin, das Schlummerhormon, nimmt Fahrt auf, gleichzeitig gerät sein natürlicher Gegenspieler Serotonin ins Hintertreffen. Diesen Mangel an Glücksbotenstoffen versucht unser Körper auszugleichen, indem er unsere Lust auf Süßes ankurbelt. Ständig hungrig, dazu schlapp und unmotiviert – alles Anzeichen für den Herbstblues. Für dieses Phänomen hat die Medizinwelt sogar einen Fachbegriff: saisonal abhängige Depression, abgekürzt: SAD. Drei Buchstaben, die passenderweise dem englischen Wort „sad“, also „traurig“, entsprechen. Dass dieses Formtief zum nächsten Frühling meist von allein wieder verschwindet, ist ein eher schwacher Trost. Zum Glück gibt es Heilpflanzen, die uns fröhlicher und wacher durch die finsteren Monate bringen. Welche davon erhellt Ihre Seele?

Johanniskraut

Wie kleine Sonnen – so sehen die Blüten des Johanniskrauts aus. Leuchtend gelb mit etlichen feinen Staubfäden, die an Sonnenstrahlen erinnern. Dass dieses Pflänzchen Licht in die Seele bringt, ist in vielen wissenschaftlichen Studien belegt. Sein Wirkstoff Hyperforin vertreibt finstere Gedanken, sorgt für innere Balance und verbessert den Schlaf. Allerdings ist nicht jedes freiverkäufliche Johanniskraut-Produkt gleich gut. Untersuchungen haben gezeigt: Nur hoch dosierte Präparate aus der Apotheke erzielen die gewünschte Wirkung. 600 bis 900 Milligramm sollten es sein – jeden Tag und über einen längeren Zeitraum. Johanniskraut wirkt nicht sofort, erst nach etwa 14 Tagen wird die stimmungsaufhellende Wirkung spürbar. Zu möglichen Neben- und Wechselwirkungen, etwa wenn Sie die Antibabypille, Gerinnungshemmer oder HIV-Medikamente nehmen, lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten. Weichen Sie gegebenenfalls auf eines der anderen lichtbringenden Kräuter aus.

Passionsblume

Eine Blüte, so formvollendet und symmetrisch wie ein Mandala. Die weiß-violett blühende Passionsblume wirkt sogar wie eine Meditationshilfe: entspannend, vor allem wenn zum Herbstblues obendrein nervöse Unruhe quält. In Form von Tabletten oder Tropfen wird Passionsblumenkraut bei Stress und Schlafstörungen eingesetzt. Wenn körperliche und seelische Erschöpfung sich breitmachen, sollen die Inhaltsstoffe neue Kraft und die ersehnte Ruhe geben. Übrigens verstärkt Passionsblume die Wirkung des stimmungsaufhellenden Johanniskrauts um ein Vielfaches. Als Duo trösten beide Arzneipflanzen also doppelt über die triste Herbstzeit hinweg. Es gibt sie als Kombinationspräparate in Ihrer Apotheke.

Rosenwurz

Einer Gebirgspflanze wie Rosenwurz können eisige Stürme und Schneegestöber nichts anhaben. Und ihre unverwüstliche Widerstandskraft scheint sie auf uns Menschen zu übertragen. Mit ihren stimulierenden Inhaltsstoffen zählt sie nämlich zu den sogenannten adaptogenen Pflanzen, die bekannt dafür sind, dass sie unsere Anpassungsfähigkeit an neue Umstände erhöhen. Schließlich nimmt unser Alltag auf herbstliche Tristesse keine Rücksicht. Um trotz schwächelndem Antrieb und mangelnder Konzentration allen Anforderungen gerecht zu werden, haben sich Rosenwurz-Präparate aus der Apotheke bewährt. Wenn das Grau-in-Grau da draußen also ein Gefühl wie sieben Tage Regenwetter gibt und sich dabei die Gedanken ziehen wie Kaugummi, gibt Rosenwurz den nötigen Kick. Für Kinder, Schwangere und Stillende sowie bei Leber- und Nierenschäden nicht geeignet.

Ginseng

Als „König der Kräuter“ und „Wurzel des Himmels“ genießt Ginseng einen 1A-Ruf – schon lange. Die Traditionelle Chinesische Medizin nutzt die sogenannte „Menschenwurzel“ bereits seit vielen tausend Jahren als allgemeines Stärkungsmittel. Inzwischen gilt Ginseng als eine der am besten erforschten Heilpflanzen bei geistiger und körperlicher Erschöpfung. Studien haben gezeigt, dass die Inhaltsstoffe, hauptsächlich Ginsenoside, die Stimmung verbessern, indem sie Glücks- und antriebssteigernde Hormone wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin wecken. Wer im Herbst außerdem morgens nur mit Mühe aus den Federn kommt, sollte es mal mit Ginseng versuchen. Tonika aus der Apotheke helfen, die Murmeltierlaune zu überwinden und dabei die geistige Leistungsfähigkeit zu steigern. Dass Ginseng außerdem das Immunsystem stimuliert, ist in der kalten Jahreszeit wohl ein willkommener Nebeneffekt.

Safran

Lilafarbene Blütenblätter, glutrote Staubfäden. Diese Krokusart blüht jetzt, bringt also Farbe in den tristen Herbst – auch ins Gemüt. Safran ist nicht bloß das teuerste Gewürz der Welt, sondern auch ein pflanzlicher Stimmungsaufheller. Verantwortlich dafür ist der Bitterstoff Crocin, der im Gehirn den Happymacher Serotonin ebenso wie gedächtnisstärkendes Acetylcholin anregt. Durchhänger in der dunklen Jahreszeit? Nicht mit den pflanzlichen Fertigarzneien aus Safran.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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