Hört, hört!

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Unsere Ohren – Wunderwerke der Natur. Hören prägt unser Leben und bedeutet viel mehr, als nur Schallwellen aufzunehmen. Haben Sie von diesen 5 faszinierenden Fakten schon gehört?

1) Das Ohr schläft nie

Im Gegensatz zum Auge kann sich das Ohr nicht schließen. Es ist durchgehend sperrangelweit offen – 24 Stunden am Tag. Selbst wenn wir tief und fest schlafen, bleibt es auf Empfang. Und das macht Sinn: Wir hören morgens den Wecker, schrecken hoch, wenn ein unbekanntes Geräusch an unserer Aufmerksamkeit rüttelt. Selbst der leiseste Mucks entgeht dem Ohr nicht. Weint nachts das Baby im Nebenraum oder winselt der Hund auf dem Bettvorleger, werden wir wach. Forscher meinen, im Schlaf sind wir stärker mit unserer Umgebung verbunden als im Wachzustand. Oxytocin, unser Bindungshormon, ist angeblich daran beteiligt und wird verstärkt ausgeschüttet, wenn es um unsere Liebsten geht – selbst im Schlaf, allein durchs Hören.

2) Unser Ohr – ein Hochleistungsorgan

Wir hören mehr, als wir sehen. Pro Sekunde verarbeitet unser Hörsinn doppelt so viele Eindrücke wie das Auge. 400.000 Töne können wir unterscheiden und wir haben sogar ein Gespür dafür, aus welcher Richtung diese Geräusche kommen. 25.000 Haarzellen in der Hörschnecke (Cochlea), unserem eigentlichen Hörorgan im Innenohr, laufen permanent auf Hochtouren. Sie funktionieren wie Sinneszellen, die Schallwellen, also Luftdruckveränderungen von außen, in elektrische Signale umwandeln, an den Hörnerv und schließlich ans Gehirn weiterleiten. Erst das Oberstübchen interpretiert Laute in akustische Ereignisse und lässt eine Reaktion entstehen. So kommt es, dass uns Musik zu Tränen rühren kann, die schrille Türglocke uns aufschrecken lässt oder uns hartnäckiges Schnarchen zur Weißglut treibt. Hören und Fühlen sind eng miteinander verbunden.  

3) Das Ohr schafft Gleichgewicht

Wir hören nicht nur mit den Ohren, dank ihnen wissen wir auch, wo oben und unten ist. Denn im Labyrinth des Innenohrs befindet sich unser Gleichgewichtssinn (Vestibularapparat) mit seinen drei Bogengängen und den sogenannten Vorhofsäckchen. Die Flüssigkeit darin reagiert auf jede Lageveränderung, wodurch sich die Haarsinneszellen »biegen« und eine Information ans Kleinhirn senden. Auf diese Weise nehmen wir Fortbewegung und Geschwindigkeit wahr, etwa beim Beschleunigen im Auto oder im Fahrstuhl, finden uns im Raum zurecht und können uns orientieren. Und überhaupt trägt der Gleichgewichtssinn und letztlich das Gehör dazu bei, dass wir aufrecht stehen können. 

4) Männer hören schlechter

Mit dem Alter lässt das Gehör nach. Eine Studie der Hochschule Aalen belegt: Männer sind davon früher betroffen als Frauen. Ein 55-Jähriger etwa hört demnach so schlecht wie eine 70-Jährige und braucht entsprechend eher ein Hörgerät. Mit 65plus beträgt der Unterschied im Hörverlust zwischen den Geschlechtern rund 20 Dezibel, was dem Ticken eines Weckers entspricht oder allgemeinen Hintergrundgeräuschen im Haus. Forscher vermuten: Es ist das weibliche Hormon Östrogen, das aufhorchen lässt.

5) Krach macht krank

Laute Geräusche von 120 Dezibel, etwa von einem Presslufthammer, können zu Schwerhörigkeit, Tinnitus oder Hörsturz führen. Vom kurzen Krachen und Scheppern kann sich das Ohr, insbesondere das Trommelfell, erholen. Kritisch wird’s, wenn Lautstärke zur Dauerbeschallung wird. Nach Angaben des Bundesumweltamtes steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen schon bei permanenten 65 Dezibel, etwa wenn rund um die Uhr der Fernseher läuft. Andersherum tut absolute Stille auch nicht gut. In US-Gefangenenlagern wurden Insassen schalldichte Kopfhörer aufgesetzt und die Augen verbunden. Die sogenannte »Weiße Folter« sollte zu Halluzinationen und einem gebrochenen Willen führen – mit »Erfolg«. Demzufolge sind maßvolle Geräusche Musik in unseren Ohren und tragen zum Wohlbefinden bei. Vorausgesetzt, sie sind nicht zu laut und nicht zu leise.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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