Husten ist nicht gleich Husten

druckendruckenvorlesen vorlesen

Spitzwegerich – spitze für den Hals? Stimmt! Aber nicht für jede Art von Husten. Eine einzelne Heilpflanze für alle Erkältungsstadien reicht nun mal nicht aus.

Die kalte Jahreszeit ohne Erkältung überstehen? Schön wär’s. Den wenigsten von uns gelingt es. Wir können uns noch so warm anziehen, die Nase bleibt – nach der Masken­zeit – doch immer unbedeckt. Freie Fahrt für Viren, die sich in der kühlen Außenluft tummeln und sich bei tiefen Temperaturen spielend vermehren können. Haben sich Erkältungserreger erst in unseren Atemwegen eingenistet, dauert es meist nur wenige Tage: Mit dem ersten Niesen kratzt der Hals, die Stimme wird rau, jetzt wird der Husten nicht mehr lange auf sich warten lassen. „Tussis“, so der lateinische Begriff für Husten, entwickelt sich im wellenartigen Verlauf. Mediziner*innen unterscheiden zwischen Reiz- und produktivem Husten. Zwei Symptome, die jeweils ihre eigene Behandlung erfordern.

Bronchien befreien

Ist die Erkältung voll im Gang, versucht der Körper, sich selbst zu helfen. Die Schleimhäute schwellen an, weil viele Immunzellen am Ort des Entzündungsgeschehens aktiv sind. Sogenannte Becherzellen produzieren reichlich Sekret, um die Krankheitserreger möglichst schnell aus dem Atemwegssystem hinauszuwerfen. Mit anderen Worten: Wir husten, und zwar produktiv, also mit Auswurf. Schleimiger Husten kommt aus den Bronchien und dient der Reinigung – eine gesunde Abwehrreaktion, die wir nicht stoppen sollten, sondern unterstützen, etwa mit auswurffördernden Mitteln. Arzneipflanzen mit schleimlösenden Eigenschaften, sogenannte Expektoranzien, enthalten meist ätherische Öle. Wir können sie in Form von Tabletten, Tee oder Sirup einnehmen oder äußerlich anwenden – als Bronchialbalsam oder als Dampfinhalation.

Gereizten Rachen retten

Ganz anders sieht die Sache aus, wenn der Husten nicht mehr produktiv ist, sondern trocken. So ein quälender Reizhusten tritt typischerweise zum Ende einer Erkältung auf, wenn der Schleim abgehustet ist und die Atemwege inzwischen arg empfindlich sind. Auch der Kehlkopf ist meist gereizt und löst den Hustenreflex aus. Dauerhusten führt jedoch zu noch stärkerer Reizung und verhindert die vollständige Heilung. Daher brauchen wir in diesem Stadium dringend einen Hustenstiller, am besten pflanzlicher Art. Die Natur hat etliche solcher Heilkräuter zu bieten, die mit ihrem hohen Anteil an Schleimstoffen schnell und trotzdem sanft Linderung verschaffen. Ihre hochkomplexen Kohlenhydrate legen sich wie ein Schutzfilm auf den gereizten Rachen, beruhigen die Nerven und die Flimmerhärchen in den Bronchien. Heilpflanzen, die den Hustenreiz stoppen, heißen im Fachjargon übrigens Antitussiva.

Efeu

Hedera helix, die kletternde Pflanze, die sich hartnäckig an Hauswänden entlanghangelt, spiegelt das Krankheitsbild, das sie heilt. Efeu-Extrakte lösen zuverlässig fest sitzenden Husten, indem sie ihn verflüssigen. So lässt er sich leichter abhusten und kann sich nicht ­weiter ausbreiten. Die bittersüß schmeckenden In­haltsstoffe, sogenannte Saponine, wirken außerdem entzündungshemmend und gegen Bakterien und Viren. Da Efeu­blätter in reiner Form giftig sind, gibt es sie nicht in Form von Tee, sondern ausschließlich als Fertigpräparate. Für Kinder gibt es die Hustensäfte, -tropfen und Lutschpastillen auch ohne Alkohol.

Thymian

Eines der besten hustenlösenden Arzneikräuter, die die Natur zu bieten hat. Thymian entkrampft und beruhigt die Bronchien, gleichzeitig regen seine Extrakte die Tätigkeit der Flimmerhärchen in den Atemwegen an, sodass sie das Hustensekret flugs dahin befördern, wo es hin soll – raus aus dem Körper. Mit seinen vielen ätherischen Ölen bekämpft Thymian außerdem die häufigsten Erkältungserreger und hilft daher bei nahezu allen entzündlichen Atemwegserkrankungen. Besonders bewährt hat sich die Flüssigarznei. Thymian gibt es als Tropfen, Saft oder Sirup in Ihrer Apotheke, wahlweise natürlich auch in Kapselform.

Eibisch

Althea officinalis heißt frei übersetzt: Diese Pflanze heilt sicher und wird daher zu medizinischen Zwecken eingesetzt – und zwar bei Reizhusten und Entzündungen im Mund- und Rachenraum. Die Eibischwurzel enthält sage und schreibe 30 Prozent Schleimstoffe, die wie Balsam auf Hals und Rachen wirken und dabei die empfindlichen Hustenrezeptoren besänftigen. Im Mittelalter kaute man Eibischwurzel-Stückchen gegen Husten, heute gibt’s Lutschtabletten, Sirup und Tee in Ihrer Apotheke.

Spitzwegerich

Unscheinbar auf der Wiese, aber in der Apotheke unverzichtbar: Spitzwegerich gehört zu den beliebtesten Halskräutern überhaupt, bedingt durch seine Dreifachwirkung. Schleimstoffe lindern den trockenen Hustenreiz, Gerbstoffe hemmen die Entzündung und fördern die Heilung. Sein wichtigster Inhaltsstoff aber ist Aucubin, der antiseptisch und antibakteriell zugleich wirkt. Als natürlicher Hustenstiller ist Spitzwegerich in vielen Erkältungsmitteln enthalten. Sie bekommen ihn aber auch als Arzneitee oder Frischpflanzen-Presssaft in Ihrer Apotheke.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

Bildnachweis: ©luismolinero – stock.adobe.com