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Bekommen wir genug Vitamine und Mineralstoffe? In manchen Lebenslagen brauchen wir eine Extraportion.

Gesunde Menschen, die ausgewogen essen, können in der Regel auf Nahrungsergänzungsmittel getrost verzichten. Bei Ernährungsfehlern hingegen können und sollen Multivitamin-Tabletten nicht ausgleichend „einspringen“. Insbesondere Kombi-Präparate liefern in den wenigsten Fällen das, was tatsächlich individuell benötigt wird. In ganz bestimmten Lebenssituationen jedoch kann in der Tat eine gezielte Ergänzung einzelner Nährstoffe sinnvoll sein. Wer schwanger ist oder es werden möchte, sich vegan ernährt oder eine chronische Erkrankung hat, sollte kritische Vitamine und Mineralstoffe substituieren. Ebenso können dauerhaft verschriebene Medikamente sowie Allergien und Unverträglichkeiten gegenüber wichtigen Lebensmittelgruppen dazu führen, dass Vitalstoffe fehlen und wir „nachlegen“ müssen. 

Zuerst die Werte überprüfen 

In allen Fällen gilt jedoch: Nahrungsergänzungsmittel – auch wenn sie keine Arzneimittel sind – wahllos und auf eigene Faust einzunehmen, ist keine gute Idee. Sprechen Sie immer vorher mit einem Arzt oder einer Ärztin. Beim Verdacht auf einen Vitamin- oder Mineralstoffmangel wird der Status ermittelt, meist anhand der Blutwerte, und gegebenenfalls ein geeignetes Präparat ausgewählt. Tabletten, Pulver oder Tropfen über das notwendige Maß hinaus zu schlucken, macht nicht bloß keinen Sinn, sondern kann sogar gefährlich sein. Bei einer Überdosierung kann es zu Nebenwirkungen kommen. Durchfall, Osteoporose und Nierenschäden sind nur einige der eventuellen Risiken, die mit einem Zuviel an konzentrierten Mikronährstoffen in Verbindung stehen. Nicht umsonst gelten Höchstmengen für Vitamin- und Mineralstoff-Präparate. Eine langfristige Einnahme sollte daher nur unter ärztlicher Beobachtung erfolgen. Die Frage ist: Wer braucht welche Nahrungsergänzungsmittel und wie viel?

Schwanger? Folsäure!

Viele werdende Mütter widmen ihrer Ernährung vor allem zu Beginn der Schwangerschaft besondere Aufmerksamkeit. Gut so, denn die Lebensweise hat großen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes – bis ins hohe Alter. Ob wir im Lauf des Lebens übergewichtig werden, Allergien oder Diabetes entwickeln, ist unter anderem auch von der Nährstoffversorgung im Mutterleib abhängig. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt daher Schwangeren neben einer ausgewogenen Ernährung auch Nahrungsergänzungsmittel, allen voran Folsäure. Dieses Vitamin ist vor allem in den ersten Schwangerschaftswochen für eine gesunde Entwicklung des Babys wichtig, insbesondere für das Nervensystem. Auch bei Frauen mit Kinderwunsch sollte das Augenmerk auf einer guten Folsäureversorgung liegen, also schon bevor sie schwanger sind. Hier kann zunächst eine vollwertige Ernährung mit reichlich grünem Gemüse, wie Spinat, Grünkohl, Feldsalat und Brokkoli, sowie Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ausreichen. Spätestens zu Beginn der Schwangerschaft kommt Folsäure als Nahrungsergänzung hinzu. Die tägliche Dosis liegt bei 400 bis 450 Mikrogramm, mindestens bis zum Ende des ersten Trimenons. Um frühen Entwicklungsstörungen vorzubeugen, sollte auch Jod möglichst vor der Schwangerschaft ergänzt werden. Geeignete Quellen sind Milchprodukte, Meersalz sowie jodiertes Speisesalz. Algen enthalten viel Jod, sind für werdende Mütter aber ungeeignet. Achtung: Bei einer Schilddrüsenerkrankung erst Ihre Ärzt*innen fragen. 

Veganer*in? Vitamin B12!

Ja, es ist möglich, mit reiner Pflanzenkost und einem gut durchdachten Speiseplan alle nötigen Nährstoffe in ausreichender Menge aufzunehmen – mit einer Ausnahme: Vitamin B12. Diese Substanz, auch Cobalamin genannt, kommt nämlich ausschließlich in tierischen Lebensmitteln vor. Für Veganer*innen ist demzufolge ein Vitamin-B12-Präparat ein Muss! Weiterhin wichtig: Eisen, Jod, Calcium, Zink, Omega-3-Fettsäuren und Vitamin B2. Ein jährlicher Check beim Arzt oder der Ärztin gibt Sicherheit. 

Sportler*in? Mineralstoffe!

Wer viel schwitzt, verliert mehr wasserlösliche Vitamine als Couch-Potatos. In erster Linie sind es Vitamin B1, B2 und B6. Außerdem Mineralstoffe wie Natrium, Kalium und Magnesium. Entsprechende Tests und Nahrungsergänzungsmittel können daher für Menschen, die sportlich sehr aktiv sind oder die körperlich hart arbeiten, durchaus sinnvoll sein. 

Senior*in? Checken lassen!

Ob die Energie- und Vitalstoffversorgung in höherem Alter ausreichend ist, hängt von vielen Faktoren ab. Oftmals schwinden sowohl der Appetit als auch die Motivation, sich frische Speisen zuzubereiten. Gleichzeitig werden Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten, die Einfluss auf Essverhalten, Nährstoffversorgung und -bedarf nehmen, häufiger. Pauschale Ergänzungsempfehlungen für Senior*innen gibt es nicht; Studien lassen jedoch vermuten, dass viele der Generation 65 plus generell unterversorgt sind. Der Grund dafür ist: Die Produktion von Verdauungsenzymen nimmt im Alter ab. Vitamine und Mineralstoffe kann der Körper nicht mehr so gut verarbeiten und für sich nutzen wie früher. Dazu gehört etwa Vitamin B12, insbesondere bei Entzündungen in Magen und Darm, chronischer Nierenschwäche oder Leberzirrhose. Ob Sie typischerweise auch eine erhöhte Zufuhr von Vitamin C und B6, Calcium, Jod, Eiweiß oder mehr brauchen, verrät Ihnen die medizinische Kontrolle. 

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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