Naturkosmetik – Alles Bio oder was?

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Sanft zur Haut, schonend für Umwelt und ­Klima – so wünschen wir uns unsere Pflegeprodukte. Kein Wunder, dass Naturkosmetik boomt. Doch was drin sein darf und was draufstehen ­sollte, ist oft unklar.

Bereits jede*r dritte Verbraucher*in entscheidet sich für Pflegeprodukte mit natürlichen Wirkstoffen. Zweifelsohne eine kluge Wahl, denn sie belasten Haut und Umwelt weniger mit bedenklichen Inhaltsstoffen. Doch woran erkennen wir „echte“ Naturkosmetik? Der Begriff ist nicht geschützt, und Werbe-Slogans von „bio“ über „clean“ bis „vegan“ können in die Irre führen.

Ein Blick auf die Inhaltsstoffe

Was nicht in die Tube oder den Tiegel gehört, sind synthetische und daher problematische Inhaltsstoffe wie erdölbasierte Paraffine, Silikone, Mikroplastik und Polyethylenglykole (PEGs), künstliche Duft- und Farbstoffe, Konservierungsstoffe wie Parabene und chemische UV-Filter. Parabene stehen unter Verdacht, hormonaktiv zu wirken, verunreinigte Paraffine können Haut und Umwelt schaden, ebenso PEGs, die als Weichmacher fungieren. Apropos Umwelt: Die Substanzen landen letztlich im Abwasser und in den Meeren.

Naturkosmetik setzt stattdessen auf Wirkstoffe pflanzlichen, mineralischen und auch tierischen Ursprungs; auf Pflanzenöle, die hauteigenen Lipiden ähneln und zusätzlich Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidation mitbringen; auf natürliche Fette wie Sheabutter, Kakaobutter, Woll- und Bienenwachs, auf Feuchtigkeitsspender wie Aloe vera und pflanzliches Hyaluron. Zusätzlich werden Kräuterextrakte, Pflanzenwässer (Hydrolate), äthe­rische Öle, Pflanzen- und Erdfarben verwendet. Gentechnik und Tierversuche sind tabu.

Mit Siegeln auf Nummer ­sicher

Ob die Kriterien erfüllt sind, zeigen Hinweise und die INCI-Liste auf der Verpackung. Diese ist allerdings klein gedruckt und steckt voller Fachtermini. Auskunft, was all diese Begriffe bedeuten, erhalten Sie in Ihrer Vor-Ort-­Apotheke, und Sie können sich an international anerkannten Siegeln für zertifizierte Naturkosmetik orientieren: „NATRUE“, „Ecocert“, „COSMOS NATURAL“ und „COSMOS ORGANIC“. Den Zusatz „Organic“ erhalten Produkte, deren Rohstoffe zu mindestens 95 Prozent aus Bio-Anbau stammen. Die Verbände prüfen aber nicht nur Inhaltsstoffe und Herkunft. Sie berücksichtigen auch ressourcensparende Herstellung und nachhaltige Verpackung. Seit 2017 gleicht man die Prüfkriterien sukzessive an, sodass Verbraucher*innen auf jedes dieser Siegel gleichermaßen vertrauen können.

„Green“ oder „clean“ – was heißt das?

Zusätzlich wird mit Begriffen geworben, die auf Naturkosmetik hindeuten, aber nicht unbedingt alle Kriterien erfüllen. So können Prädikate wie „bio“, „green“ oder „mit reinem Rosenblütenwasser“ auch beinhalten, dass nur ein einziger Wirkstoff aus der Natur stammt. „Clean“ steht für den Verzicht auf umstrittene Inhaltsstoffe – welche damit gemeint sind, ist nicht festgelegt. Vegane Kosmetik schließt tierische Ingredienzien wie Bienenwachs und Honig aus, nicht aber chemische. Wenn „fair“ draufsteht, kann auch Chemie drin sein. Hier geht’s um Anbau, Herstellung und Verarbeitung unter sozial fairen Bedingungen. Beim Onlineshopping oder im Drogeriemarkt kann das schon mal zu Fehleinschätzungen führen. Auch hier gilt: Wer’s genau wissen will, fragt in der Apotheke nach.

Alles eine Frage des Typs

Damit Naturkosmetik ihren Pflegeauftrag optimal erfüllen kann, kommt es auf die passenden Inhaltsstoffe für Ihren Hauttyp an.

Normale Haut:

Feuchtigkeitspflege enthält Hyaluron und Aloe vera, Pflanzenöle, Kräuter- und Blütenextrakte nach Wahl.

Trockene Haut:

Reichhaltige Produkte setzen auf Argan-, Avocado- oder Olivenöle, Sheabutter plus Hyaluron oder Aloe vera.

Unreine Haut:

Leichte, antibakteriell wirksame Gele und Cremes zeichnen sich aus durch Weidenrindenextrakte oder Rosmarinhydrolate; klärende Masken wirken durch Minze, Lava- oder Heilerde.

Sensible Haut:

Wildrosenextrakte, Hamamelis, Nachtkerzen-, Mandel- oder Jojobaöl machen beruhigende Cremes aus.

Reife Haut:

Definiert sich z. B. über pflanzliches Kollagen, Sesam-, Aprikosenkern- und Olivenöle plus Hyaluron.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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