Schenken Sie Erinnerungen
drucken vorlesenWeihnachten mit einem demenzkranken Angehörigen zu feiern, stellt die Familie vor gewisse Herausforderungen. Andererseits können Sie wundervolle Stunden voller rührender Momente erleben. Wie es gelingt? Die Alzheimer Forschung Initiative e. V. hat Tipps für Sie.
Wenn zu Weihnachten die runde Metallschachtel, verziert mit Tannengrün, auf dem Tisch steht, dann leuchten Oma Bertas Augen. Die 82-Jährige ist an Alzheimer erkrankt, aber wie könnte sie diese Keksdose vergessen? Darin sind doch die saftig-weichen Zimtsterne, wie schon ihre eigene Großmutter sie früher jedes Jahr im Advent gebacken hat – mit schneeweißer Glasur. Oma Berta kann sich zwar Neues kaum noch merken. Das Schwätzchen mit Nachbar Karl gestern am Gartentor ist ihr längst wieder entfallen. Aber die schönen Erinnerungen an damals, die sind noch sehr lebendig.
Gute Gefühle
Das Beispiel von Oma Berta und den Zimtsternen zeigt, wie wichtig Rituale und Bräuche für Menschen mit Demenz sind. Allein mit altbekannten Gegenständen, vertrauten Düften und Aromen lassen sich Bilder im Kopf wachrufen – und Gefühle im Herzen wecken. Da erzählen Alzheimer-Patienten plötzlich Geschichten aus ihrer Kindheit und unterhalten damit die ganze Familie. Die stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit bietet viele Gelegenheiten, um derart schöne Stunden gemeinsam zu verbringen. Als pflegender Angehöriger können Sie zum Beispiel zusammen mit dem an Alzheimer Erkrankten traditionelle Weihnachtslieder singen oder die Musik hören, mit der Ihr Schützling schöne Erlebnisse aus vergangenen Tagen verbindet. Oder Plätzchen backen – nach alten Familienrezepten. Auch beim Dekorieren und Schmücken des Christbaumes beziehen Sie ihn so gut ein, wie es geht. Kleine Aufgaben wie Servietten falten oder Geschenke überreichen geben ihm das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, geliebt und wertgeschätzt zu werden.
Vertrautes für die Feiertage
An den Feiertagen schließlich setzen Sie ebenfalls auf Vertrautes wie eine Feier zu Hause oder in einem gut bekannten Restaurant. Lebt Ihr Angehöriger allerdings in einer Pflegeeinrichtung, verbringen Sie dort ein paar Stunden. Von Fahrten ins alte Zuhause rät die Alzheimer Forschung Initiative e. V. ab. Der Grund: Menschen mit Demenz können schlichtweg vergessen, dass Sie mittlerweile woanders wohnen – und verstehen nicht, warum man sie wieder fortbringen möchte.
Rituale und Routinen
Neben der Lokalität an sich ist ein ungefährer Ablaufplan ebenso wichtig. Wenn ein großes Abendessen an Heiligabend zu viel ist, planen Sie lieber nachmittags ein Kaffeetrinken in kleiner Runde. Dinge, die den Patienten bzw. die Patientin überfordern oder verunsichern könnten, sollten Sie vermeiden. Das können fremde Gesichter oder Stimmen sein, ein zu üppiges Essen, laute Musik oder auch zu bunter, blinkender Weihnachtsschmuck. Schaffen Sie einen Rückzugsort für den Fall, dass dem Patienten/der Patientin alles zu viel wird. Ein Spaziergang kann eine willkommene Auszeit sein. Und vergessen Sie auch an den Feiertagen nicht die ganz alltägliche Routine: duschen, anziehen, Mahlzeiten vorbereiten. Wiederkehrende Tätigkeiten im Tagesablauf geben Halt und Struktur.
Mit Humor geht’s leichter
Ansonsten gilt: Gehen Sie Weihnachten entspannt an. Mit Alzheimer gleicht kein Tag dem anderen. Möglich, dass Situationen zum Fest eintreten, die Sie nicht erwartet haben. Versuchen Sie, locker und humorvoll damit umzugehen. Flexibel zu reagieren, hilft, den Fokus auf die schönen Momente zu legen und sie zu genießen. Denn diese sind das größte Weihnachtsgeschenk …
Mehr Informationen: www.alzheimer-forschung.de
Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de
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