Schreiben Sie sich den Kopf frei

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Kennen Sie die Redensart »Aus den Augen, aus dem Sinn«? Beim Schreiben ist es oft ähnlich: »Auf dem Zettel, aus dem Sinn.« Sprich, was notiert ist, nimmt in unseren Gedanken keinen Raum mehr ein. Die perfekte Technik, um mental aufzuräumen.

Grübeleien. Jeder kennt diesen Gedankenwust, der uns heimsucht, wenn (zu) viele Aufgaben und Emotionen auf uns lasten. Häufig geschieht dies nachts, irgendwann zwischen 3 und 5 Uhr: Wir erwachen aus dem Schlaf, und das Gedankenkarussell beginnt zu kreisen … 

Natürlich kann uns auch tagsüber der Kopf schier bersten vor lauter Terminen, To-dos und Sorgen. Das Gute: Durch Stift und Papier lässt sich die Grübelspirale effektiv ausbremsen, ganz unabhängig davon, wann sie uns überfällt. 

Gut fürs Gefühl

Neu ist die Erkenntnis, dass Schreiben für seelische Entlastung sorgt, sicher nicht. Schon Generationen vor uns führten das gute alte Tagebuch, um Geschehnisse besser einzuordnen und zu erinnern. Doch es gibt noch weitere Schreibmethoden, die eine Verbesserung der Lebensqualität zum Ziel haben. Zwar ähneln sich die verschiedenen Techniken, doch unterscheiden sie sich sowohl in ihren Abläufen als auch in ihrem Zweck.

So dient das expressive oder gefühlsbetonte Schreiben dem Verarbeiten von belastenden Emotionen. Hierzu nehmen Sie sich an drei bis vier aufeinanderfolgenden Tagen jeweils 15 Minuten Zeit und besinnen sich währenddessen auf eine konkrete Problemstellung, die Ihnen zu schaffen macht. Etwa ein Konflikt, ein Verlust, eine Ungerechtigkeit. Schreiben Sie dann sachlich und möglichst ausführlich auf, was genau geschehen ist und welche Gefühle das Erlebte bei Ihnen auslöst(e). Nutzen Sie dafür eine Viertelstunde; anschließend schließen Sie das Heft oder legen das Blatt zur Seite. In den nächsten Tagen widmen Sie sich dem gleichen Ärgernis oder Kummer. Vermutlich werden Sie feststellen, dass sich Ihre Emotionen dazu verändern: Durch das Schreiben gewinnen Sie mehr Abstand zum Ereignis. Wie ein Künstler, der sein Bild aus der Distanz besser beurteilen kann, gelingt es auch Ihnen auf diese Weise leichter, sich von der Emotion zu lösen und eine andere Perspektive einzunehmen. 

Journaling funktioniert technisch wie Tagebuchschreiben: Wir verwenden dazu ein Notizbuch und schreiben dort täglich hinein. Während im Tagebuch aber in erster Linie »äußere« Erlebnisse geschildert werden, notieren wir beim Journaling innere Erfahrungen, indem wir uns bestimmte Fragen stellen. Etwa um unsere Selbstliebe zu stärken: »Warum bin ich liebenswert?« Notieren Sie drei gute Eigenschaften, Erfolge oder Nettigkeiten, die Sie heute an den Tag gelegt haben. Sie wünschen sich eine positivere Einstellung? Geben Sie drei Antworten auf die Frage: »Wofür bin ich heute dankbar?«

Gut fürs Gedächtnis

Ihr Kopf raucht vor Stress? Dann nutzen Sie zum Dampfablassen Braindumping – vom englischen »to dump« für wegwerfen. Schreiben Sie dazu in Listenform alles auf, das Ihnen durchs Hirn huscht. Streit, tägliche Pflichten, Pläne, nötige Einkäufe … Sind Sie fertig, betrachten Sie das Geschriebene und überlegen Sie, was davon so wichtig ist, dass Sie sich weiter damit beschäftigen sollten. Und nur dies strukturieren Sie anschließend. Was muss umgehend gemacht werden, was kann warten? 

Egal, für welche Art des Schreibens Sie sich entscheiden: Tun Sie’s mit Stift und Papier. Denn anders als eine Computertastatur fördert handschriftliches Notieren nachweislich die Verbindung zwischen linker und rechter Gehirnhälfte und stärkt zudem unsere Gedächtnisleistung.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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