Seelische Gesundheit – Zwitschern zur Entspannung

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Piep, piep, tschilp, tschilp … Vogelgesang ist Musik in unseren Ohren. Wissenschaftler bestätigen: Das Tirilieren hat sogar eine positive Wirkung auf unsere Psyche, entspannt die Nerven und kann Ängste lösen – ganz im Gegensatz zum Verkehrslärm.

Wenn frühmorgens vor unserem Schlafzimmerfenster die Vögel trällern und so den neuen Tag begrüßen, wissen wir: Es ist Frühling. Das Herz macht einen Freudensprung und die Stimmung steigt augenblicklich. Bei den meisten Menschen ist das so. Nun haben Forscher des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) festgestellt: Im Gehirn und in unserem gesamten Organismus passiert noch sehr viel mehr; wir müssen nur dem Konzert von Amsel, Drossel, Fink und Star bewusst lauschen.

Vogelgesang versus Verkehrslärm

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler zwei sehr konträre Geräuschkulissen im virtuellen Raum gegenübergestellt und ihre Auswirkungen auf die Stimmung miteinander verglichen. Während tirilierendes Vogelzwitschern nachweislich Ängstlichkeit und irrationale Gedanken mildert, verschlimmere tosender Verkehrslärm depressive Zustände generell. Besonders negativ sei der Effekt auf das mentale Wohlergehen, wenn sich Straßenlärm aus vielen verschiedenen Tonsequenzen zusammensetzt wie dröhnendes Hupen, quietschende Reifen und aufheulende Motoren. Vogelstimmen hingegen lösen erwartungsgemäß Glücksgefühle aus und – das ist die neue Erkenntnis – können sogar Paranoia, also wahnhafte Vorstellungen reduzieren. Ein möglicher Grund ist: Die Darbietungen von Piepmatz und Co. bringen wir automatisch mit einer intakten Umwelt in Verbindung, sie lenken von Stressauslösern ab und suggerieren Ruhe und Gelassenheit.

Tschilp-tschalp löst Stress

»Jeder Mensch trägt bestimmte psychische Dispositionen in sich. Auch Gesunde können Angstgedanken oder zeitweise paranoide Wahrnehmungen haben«, betont Emil Stobbe, Doktorand in Umweltneurowissenschaften und Autor der Studie. Insofern könne wirklich jeder von der entspannenden Wirkung profitieren, die Tschilpen und Zwitschern hervorrufen. Außerdem ergeben sich für die Wissenschaftler aus diesen Ergebnissen interessante Ansätze zur weiteren Forschung und zur gezielten Anwendung von Geräuschen. »Vogelgesang könnte zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden«, so Stobbe. »Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention.« Wenn Teilnehmer schon bei einem Online-Experiment so positive Erfahrungen machen, wie groß muss der Effekt erst in der freien Natur sein?

Ab nach draußen

Viele moderne Studien belegen inzwischen: Bereits ein einstündiger Aufenthalt im Grünen dämpft Stresshormone, reguliert Blutdruck, Puls- und Herzfrequenz. Auch Hirnregionen, die bei emotionaler Anspannung aktiv sind, kommen zur Entspannung, wenn Naturgeräusche zu hören sind. Ob es an Gerüchen, Farben, Vogelzwitschern liegt oder ein Mix aus allem dafür verantwortlich ist, weiß man nicht genau. Fest steht, so die Wissenschaftler, dass Natur die seelische Gesundheit und das Wohlbefinden maßgeblich verbessern. Also: Ab nach draußen …

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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