Unser lustiges Gehirn

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Ob jemand zum Lachen in den Keller geht, hängt von seinem »Dachgeschoss«, dem Oberstübchen, ab. Denn dies entscheidet mit über die Ausprägung unseres sechsten Sinns – den für Humor.

Manch einer liebt flache Witze, der nächste Monty Pythons schwarzen Humor – und andere wiederum können lustigen Erzählungen und Co. nur wenig abgewinnen. »Humor ist, wenn man trotzdem lacht«, wusste schon der Lyriker Otto Julius Bierbaum gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Als »Fähigkeit und Bereitschaft, auf bestimmte Dinge heiter und gelassen zu reagieren«, definiert der Duden Humor. Doch was geschieht dabei eigentlich im Kopf?

Anstrengendes Amüsement

Kichern wir los, geht dieser Reaktion einiger Aufwand im Denkorgan voraus. Denn das »eine« Humorzentrum im Gehirn gibt es nicht. Damit wir amüsante Inhalte verstehen, ist ein komplexes Zusammenspiel verschiedener vernetzter Areale im Frontal-, Mittel- und Kleinhirn sowie im Schläfen- und Scheitellappen erforderlich. An der Außenseite unseres linken Stirnlappens macht es sozusagen »klick«, wenn wir eine Pointe begreifen. Und finden wir sie lustig, werden Teile des limbischen Systems aktiv, vor allem die Amygdala, unser Emotionszentrum. Schaltet dann noch die Kontrollregion im Gehirn auf »Go«, wird der motorische Kortex auf den Plan gerufen: Schließlich sind beim herzhaften Lachen mehr als 100 Muskeln in Bewegung. Innerhalb von Sekundenbruchteilen einen Witz vom Hören bis zum Lach-Reflex zu verarbeiten, ist für unsere grauen Zellen also Schwerstarbeit – für die zur Belohnung reichlich Glückshormone ausgeschüttet werden.

Genetisch oder gelernt?

Ist Humor eine erworbene Eigenschaft oder doch genetisch bedingt? Dies konnte bisher nicht abschließend geklärt werden, wahrscheinlich trifft aber beides zu: Humor, so vermuten Experten, ist als Charaktereigenschaft ein Zusammenspiel von biologischer Anlage und biografischer Erfahrung. Die Fähigkeit für Humor wird uns dieser These nach in die Wiege gelegt – aber unterschiedlich stark ausgeprägt. Ob wir uns eher zu Spaßvögeln oder Spaßbremsen entwickeln, und worüber wir schmunzeln, sei zudem abhängig von der Kultur, in der wir leben, sowie unserer familiären Sozialisation.

Psychologen unterscheiden vier verschiedene Humor-Formen: Ein verbindender Humor dient dem entspannten Umgang mit anderen Menschen. Selbst­stärkender Humor lässt uns Stress leichter bewältigen. Personen mit aggressivem Humor machen gern Witze auf Kosten ihres Gegenübers, um sich selbst zu erhöhen. Das Ziel des selbstentwertenden Humors ist, durch Scherze über eigene Schwächen in der Gunst der Mitmenschen zu steigen.

Während die ersten beiden Arten dem positiven Humor zugeschrieben werden, gelten die beiden letzteren als negative Humorstile. Welche uns zu eigen sind, lässt sich anhand unserer Gehirnaktivitäten ablesen, wiesen Grazer Wissenschaftler nach. Hierfür konfrontierten sie Studienteilnehmer mit Freud und Leid anderer Menschen. Im EEG zeigte sich, dass die Probanden mit positivem Humor verstärkt das Gelächter wahrnahmen, wohingegen solche mit negativem eher auf kummervolle Impulse reagierten.

Lachend länger leben

Humor fördert unsere Gesundheit, wie Studien belegen. Wer häufig lacht, stärkt sein Immunsystem, erhöht die Schmerztoleranz, dämpft Ängste und Depressionen. Sogar das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sinkt. Selbst wenn uns gar nicht danach zumute ist, sollten wir lachen, denn auch künstliches Grinsen wirkt: Schon durchs Hochziehen unserer Mundwinkel wird die Amygdala im Gehirn stimuliert. Tipp: Vorm Spiegel klappt das besonders gut!

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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