Warum Weiblichkeit wehtut

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Autsch! Wie wir Schmerzen empfinden, ist individuell verschieden, aber auch abhängig vom Geschlecht, zeigen Studien: Frauen macht die Pein öfter und stärker zu schaffen.

Die Erkenntnis, dass es zwischen Männlein und Weiblein außer dem einen »kleinen Unterschied« gravierende weitere gibt, ist zum Glück seit einer Weile auch in der Medizin angekommen. So haben Forschungen der letzten Jahre etwa ergeben, dass weibliche Personen häufiger und intensiver von Schmerzen geplagt werden – bzw. »unangenehmen Sinnes- und Gefühlserlebnissen, die mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft sind«, so die Definition der Weltschmerzorganisation (IASP = International Association for the Study of Pain).

Allerdings werden gesundheitliche Einschränkungen von Frauen immer noch zu oft abgetan – nicht selten von uns Mädels selbst. Sogar wiederkehrende Schmerzen reden wir klein und erwähnen sie im Gespräch mit Ärztin oder Arzt nicht. Ein folgenschwerer Fehler: Diagnose und Therapie können sich so verzögern oder ganz unterbleiben. 

Sensible Sensoren

Dabei leiden Frauen nicht nur erwiesenermaßen häufiger unter fast allen Arten von Schmerzen: Verschiedene Untersuchungen lassen darauf schließen, dass wir die Qual auch intensiver wahrnehmen als Männer. Expert*innen vermuten, dass Nervenfasern, die Schmerzimpulse aufnehmen und ans Rückenmark weiterleiten, sogenannte Schmerzsensoren, im weiblichen Körper empfindlicher reagieren. Auch die Schmerzverarbeitung im zentralen Nervensystem, so deuten Studien an, ist bei Frauen deutlich sensibler. Das wiederum begünstigt eine Chronifizierung von Schmerzen.

Bedeutsame Botenstoffe 

Warum mit dem zweiten X-Chromosom ein verstärktes Aua-Empfinden einhergeht, wurde noch nicht abschließend geklärt. Die Hormone Östrogen und Progesteron scheinen dabei jedoch eine Hauptrolle zu spielen. So ist beispielsweise in der zweiten Phase unseres weiblichen Zyklus’ die Schmerzempfindlichkeit höher als in der ersten. Werdende Mamas wiederum schützen die Botenstoffe sehr wirkungsvoll vor Schmerzen.

Achtsame Arzneianwendung

Frauen reagieren nicht nur anders auf Schmerzen, sondern auch auf »Painkiller«: So benötigen Männer nachweislich eine um bis zu 50 Prozent höhere Morphin-Dosis, um die gleiche analgetische, also schmerzlindernde, Wirkung zu erzielen. Dafür leiden sie weniger unter Nebenwirkungen als Frauen und werden zudem seltener abhängig.

Auch bei klassischen Alltags-Schmerzmitteln unterscheidet sich die Wirkung: Paracetamol bremst die Pein bei beiden Geschlechtern gleich gut aus, kann bei uns Ladys aber mehr auf die Leber gehen. Ibuprofen wirkt bei Ihm vermutlich stärker analgetisch als bei Ihr, und 100 Milligramm Acetylsalicylsäure schützen Frauen effektiver vor einem Schlaganfall, Männer dafür besser vor Herzinfarkt. Insgesamt nehmen wir Damen häufiger Schmerzmittel ein. Sie wirken bei uns aber auch meist schneller, sodass Er nicht selten zur höheren Dosis greift.

Hervorragende Hilfe

Wer oft unter Schmerzen leidet, sollte – unabhängig vom Geschlecht – medizinische Unterstützung suchen. Heute ist eine effektive Schmerzmedikation bei harmlosen Wehwehchen ebenso gut zu realisieren wie bei ernsthaften Erkrankungen. Kompetenten Rat zu geschlechts- und schmerzspezifischer Dosierung gibt’s auch in der Apotheke.

3 Gründe für Wirk-Unterschiede bei Ihr & Ihm

  • Eine Tablette braucht auf ihrem Weg durch den Körper bei Frauen etwa doppelt so lang wie bei Männern.
  • Sie verfügt über eine andere Konzentration an Enzymen (Substanzen, die unsere Stoffwechselvorgänge beeinflussen) als Er, sodass unterschiedlich viel Wirkstoff im Blut ankommt.
  • Durch den größeren weiblichen Körperfettanteil verteilt sich das Medikament im Gewebe unterschiedlich.

Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern – leserservice.sud-verlag.de

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