Wenn Kortison den Zuckerspiegel hebt

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Mögliche Ursache für Diabetes kann ein Überschuss an bestimmten Hormonen sein. Produziert der Körper etwa zu viel Kortison oder müssen Patienten dauerhaft ein Kortisonpräparat nehmen, kann der Blutzucker entgleisen. 

Wenn Menschen an Diabetes erkranken, ist nicht immer der Lebensstil schuld. „Jenseits von Übergewicht, mangelnder Bewegung oder familiärer Veranlagung können die Ursachen dafür hormoneller Art sein“, sagt Professor Matthias M. Weber, Leiter der Abteilung Endokrinologie der Universitätsmedizin in Mainz. Häufig wird aufgrund der zu hohen Blutzuckerwerte zunächst nur ein Diabetes diagnostiziert. „Eine Hormonuntersuchung kann und sollte dann jedoch Klarheit über mögliche Ursachen bringen“, betont Weber. Wird dabei z. B. ein Überschuss an Kortison festgestellt, könnte das sogenannte Cushing-Syndrom dahinterstecken. „Ursache für das Zuviel an Kortison ist meist ein gutartiger hormonproduzierender Knoten in der Hirnanhangdrüse. Diesen kann man heutzutage oft sehr gut operativ entfernen oder medikamentös behandeln“, erklärt Professor Weber.

Tumore in der Hirnanhangdrüse können auch dazu führen, dass vermehrt Wachstumshormone ausgeschüttet werden. Bei Kindern kommt es dann zu schnellem Wachstum, das zu Gelenkschmerzen, starkem Schwitzen und hoher Körpergröße führt. Bei Erwachsenen verändert sich das Aussehen – Nase, Hände und Füße vergrößern sich, die Wangenknochen treten hervor. Diese Hormonstörung nennt sich Akromegalie. Sie schädigt innere Organe und kann auch zu Diabetes führen. Wenn der Tumor früh erkannt wird, sind die Heilungschancen sehr gut. 80 Prozent der Akromegalie-Patienten können durch die operative Entfernung des Tumors von ihren Beschwerden geheilt werden. Kortison wird vom Körper selbst produziert. Er schüttet das Stresshormon in akuten Belastungssituationen sehr schnell in die Blutbahn aus. Kortison regt den Stoffwechsel an und wirkt entzündungshemmend. Gleichzeitig ist es aber einer der wichtigsten hormonellen Gegenspieler von Insulin und schwächt dessen Wirkung
in den Zellen ab. Diese können daraufhin den Blutzucker nicht mehr optimal verwerten, der Zuckerspiegel steigt.


Ein Überschuss an Kortison kann auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten entstehen. Muss ein Patient z. B. wegen einer entzündlichen oder rheumatischen Erkrankung Kortison bekommen, hat das ebenfalls Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. „Zu den Nebenwirkungen gehört eine Verschlechterung der Blutzucker-Stoffwechsellage. Das kann bis zum Auftreten eines Diabetes führen“, so Professor Weber. Dann müssen Arzt und Patient gemeinsam Nutzen und Risiken abwägen. Wenn Kortison als Arzneimittel unverzichtbar ist, muss der Blutzuckeranstieg mit Diabetesmedikamenten oder Insulin reguliert werden.

Quelle: www.ratgebergesund.de

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