Entspannung für die Augen

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Neue Hoffnung für Glaukom-Patienten. Forscher haben neue Behandlungsstrategien entwickelt, die in der Augenheilkunde bahnbrechend sein können.

Das ist das Tückische am »Grünen Star«: Er kommt schleichend und macht sich lange Zeit kaum bemerkbar. Bei dieser Augenerkrankung, die auch Glaukom genannt wird, gehen die Nervenfasern im Sehnerv nach und nach zugrunde. Zunächst kommt es zu kleineren Gesichtsausfällen (Skotomen). Unbehandelt weitet sich die Sehminderung aus, bis das Gesichtsfeld mehr und mehr eingeschränkt ist. Schlimmstenfalls kommt es zur vollständigen Erblindung.

Die Hauptursache für die häufigste Glaukomform (»Offenwinkelglaukom«) ist ein erhöhter Augeninnendruck. Fatalerweise bereitet dieser Druck keinerlei Schmerzen, schädigt den Sehnerv aber enorm. Wenn die Diagnose gestellt ist, ist die Augenerkrankung oft schon weit fortgeschritten. Ärzte raten dann meist zu einer Therapie mit Augentropfen, die den Augeninnendruck mindern sollen. Die Methode hat jedoch Nachteile, heißt es. Die Medikamente, die bislang eingesetzt werden, sollen den Krankheitsverlauf verlangsamen, sie heilen das Auge aber nicht.

Die Ursache im Fokus

Forscher der Universität Regensburg gehen einen ganz anderen Weg. Das Team um die Dozentin Dr. Miriam Breunig vom Institut für Pharmazeutische Technologie und Professor Dr. Rudolf Fuchshofer vom Institut für Human-Anatomie und Embryologie hat einen Ansatz gefunden, der die Ursache des Glaukoms behandelt und nicht bloß das Symptom. Mithilfe einer speziellen Nukleinsäure soll ein Wachstumsfaktor gestoppt werden, der maßgeblich für die Gewebsveränderungen im Auge verantwortlich ist. Damit die Nukleinsäure dorthin gelangt, wo sie wirken soll, wird sie in eine Trägersubstanz – in Nanopartikel – verpackt und schließlich ins Auge injiziert. »Wir haben diese Methode an Augen verschiedener Organismen getestet und sehen erste Erfolge«, so Dr. Miriam Breunig. Sie und ihr Team zeigen mit dieser Methode erstmals, dass eine ursächliche Therapie am »Grünen Star« möglich ist.

Gute Aussichten

Je eher die Schädigungen des Sehnervs erkannt und behandelt werden, desto besser sind die Aussichten für den Patienten. Eine Untersuchung des Sehnervs beim Facharzt gibt Aufschluss. Steht die Diagnose fest, können verschiedene Therapiemethoden helfen, die Sehkraft so lange wie möglich zu erhalten. Zur Verfügung stehen Medikamente, Augentropfen, möglich sind aber auch Laserbehandlungen oder Operationen. Kommt demnächst die Spritze, die den Grünen Star an seiner Wurzel packt? »Wir führen weitere Tests durch«, verspricht Dr. Miriam Breunig. Sie und ihr Team arbeiten mit Nachdruck an dieser völlig neuartigen Glaukom-Therapie.

Alte Methode – neue Studie

Eine sehr sanfte Methode stammt aus Indien. Meditation ist eine uralte Technik, die Entspannungs- und Atemtechniken verbindet. Weil sie Stressmarker im Körper reduzieren kann, soll sie infolgedessen stressbedingten Augeninnendruck verringern. Aktuelle Forschungsergebnisse bestätigen diese Annahme. Patienten mit einem Offenwinkelglaukom, die zu Studienzwecken an einem dreiwöchigen Meditations-Programm teilnahmen und gleichzeitig ihre Medikamente nahmen, verringerten ihren Augeninnendruck um 25 Prozent. Eine Kontrollgruppe, die nicht meditierte, zeigte keine Verbesserung.

Meditation für die Augen

Meditation beruhigt nachweislich Körper und Geist. Stresshormone wie Cortisol werden abgebaut, im Gegenzug können Glücksbotenstoffe wie Endorphine ansteigen. Speziell für Menschen mit Grünem Star bedeutet das: Sie können psychische Belastungen, die durch den Verlust der Sehkraft entstehen, besser bewältigen. Weniger Stress bedeutet für sie mehr Lebensqualität. Professor Dr. Bernhard Sabel vom Institut für Medizinische Psychologie in Magdeburg ist Co-Autor der Studie und erklärt: »Unsere Ergebnisse liefern einen Ansatz, die Kraft des Gehirns zur Behandlung von Erkrankungen zu nutzen.« Er erinnert daran: »Ein Großteil körperlicher Leiden hat eine psychologische Komponente.« Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, inwieweit Meditation ein geeignetes Mittel in der Glaukom-Therapie sein kann.

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Quelle: S&D Verlag GmbH, Geldern